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Durch Feld und Wald

Schwer wird den Wahnern der Abschied von ihren guten Weiden und Wiesen. Zwischen Rupennest und Wahn schreiten wir durch die „Wegeäckers“, die rechts und links am Straßenweg liegen, zu den „Vössebergen“ vor Rupennest. Ob hier einmal die „Vösse“ (die Füchse) ihr besonderes Revier hatten? Die meisten Berge sind abgetragen beim „Kultivieren“. Auf Dierkes Vösseberge hat man Urnen aus altgermanischen Grabstätten gefunden. Rechts zum Dorf hin liegen die fruchtbaren „Heifläers“, von denen viel gutes Heu kam, und die „Rauhfläers“, auf denen die Kühe weideten. Auf dem „Wellenpisserk“ läuft ständig in frischen Wellender Bach. 

Die „neuen Kämpe“ hinter Roses Haus sind mit Bäumen umstanden. Zwischen den „neuen Kämpen“ und den „Braukwisken“ erstreckt sich der „Stoppenberg“. Nach „Ströihn“ zu liegen die ertragreichen „Pöilen“, auf denen im Sommer wohl an die tausend junge Rinder weideten. Viel Nässe treffen wir hier an. Hier war früher öfters eine große Wasserfläche. Seitdem freilich die „Schlöte“ planmäßig die Wiesen durchziehen, wurde es besser. Zu bestimmter Zeit zogen die Männer zum „Schlöten“ aus, mit großen, schweren „Stäwelholsken“ bewaffnet. In der Nähe sind die „Wiedbusken“. Wir kommen zu den Wiesen und Weiden der „Husstäe“. Hierüber schreibt das Heimatbuch „Der Hümmling“ folgendes: „Früher hat Wahn einen Herrensitz gehabt. Die Burg muß auf der „Husstäe“ gestanden haben. Der Name des Besitzers ist unbekannt. Folgende Gründe sprechen dafür, daß die Burg an genannter Stelle gestanden haben muß: Zu der Burg führte ein Wagenweg. Dieser geht bei Pohlgehrs von der Lathener Straße ab und läuft an der Stelle, wo die Burg gestanden haben muß, aus. Von der alten Kirche geht ein Fußweg über die „Grundlosen“ auf die alte Burg in gerader Richtung zu. Dieser Fußweg muß mit weißem Sand aufgefahren gewesen sein; denn an verschiedenen Stellen ist in den Grundstücken später noch der Streifen des weißen Sandes beim Umgraben gefunden worden. Der Gutsherr muß in der Nähe seiner Burg das Land kultiviert haben. Später, bei der Teilung der „Pöihle“, hat man die Pflugfurchen genau sehen können. Sie laufen auf die Stelle zu, wo die Burg gestanden haben soll.

Alte Leute erzählen noch, daß sie auf der „Husstäe“ dicke Feldsteine gefunden haben, die als Grundmauern der Burg gedient haben müssen. Die Einwohner von Wahn müssen dem Burgherrn leibeigen gewesen sein. Über das Aufhören der Leibeigenschaft wird folgen- des erzählt: Man hatte oft versucht, das Dorf Wahn von dem Gutsherrn loszukaufen. Als man ihn eines Tages betrunken antraf, hat man ihn überredet, auf folgenden Lösekauf einzugehen: Der Gutsherr erhält von der Gemeinde drei himmelblaue Hunde (die man aus Italien holte), zwei Rosenstöcke ohne jeden Ast (man ließ sie durch eine Glasröhre wachsen) und einen Scheffel Goldmünzen.“ Rechts der Klusener Straße liegen die „Röiwenkämpe“ und die „Bäiket“, von denen viel schönes Heu und Grummet gekommen ist.

Wie schön war die Landstraße von weißen Birken rechts und links umsäumt! Links der Straße ziehen sich bis weithin die „Grundlosen“. Vielleicht ist manchem in Erinnerung, wie die Dorfjugend auf dem Heidehügel an der Straße ihre Spiele trieb oder wie im Weltkrieg 1914/18 die „Jugendwehr“ dort ihre Schützengräben baute. Die Klusener Straße führt uns weit hinaus zu den „Nährenwisken“., anschließend „Bullenstroh“, rechts die „Osterwisken“, dann kommt „Püngelsfeld“. In der Mitte steht „Püngelskaowen“. Auf dem „Sandpaul“ herrscht reges Leben, wenn im Winter unsere Jungen ihre Künste beim Schlittschuhlaufen zeigen. Ganz einsam wird es auf der Straße zwischen den Tannen vom „lüttken Sand“. Hier konnte man oft Zigeuner antreffen. Vom „Piepenhauk“ aus gehen wir durch die „näien Kämpe“ zu den „Rauen“. Im Hintergrund grüßen die großen Eichen von „Eilers TeIgen“. Wie oft haben wir dort „Kreihen- und Äkstereier“ gesucht und sind von diesen Kletterpartien mit zerrissenen Hosen heimgekehrt. Vom Sand aus biegen wir rechts ab zu den „Köteräie“ und gelangen zu den “ Törfpändern“. Rechts von uns liegen die stillen „Wärpeler Dännen“, wo wir tagelang die blauen Bickbeeren pflückten. Wie idyllisch steht in der Einsamkeit am „Wärpeler Wäg“ Gerdes schönes Kreuz, das uns zum stillen Gebet ermahnte. Von dem Fleiß der Wahner zeugt der „Busk“. Die Büsche wurden in jahrelanger Mühe ausgerodet. Bald waren es blühende Lupinenfelder und dann Roggenfelder, die sich bis zur Sögeler Straße erstrecken.

Beim hl. Antonius machen wir kurze Rast. Wir gehen auf der Sögeler Straße durch die „Schlenken“ nach Wahn zurück. Auf der Anhöhe steht links Dierkes Kreuz. Ringsumher der „Loh“. Im Hintergrund das Gut Hohenheide, das ehemalige „Schroe Feld“. Breit dehnt sich zu beiden Seiten der Straße der große Wahner Esch aus. In früheren Zeiten war er berühmt, weil Saatroggen von dort nach auswärts geliefert wurde. In der Tiefe, in der „Paalschlage“, steht „Ollemanns Kreuz“. Die Straße führt wieder aufwärts zum Heiligenhäuschen mit dem schönen Bildnis der schmerzhaften Mutter. Mit viel Liebe hat der Mütterverein dieses Bildnis stets geschmückt. (Bild vom „Hilgenhüsken“) Hier war Haltepunkt bei allen Prozessionen. Vor langer Zeit stand hier die Tennschüre, eine einfache, große Scheune zur Aufnahme des Zehnten.

Auf dem Felde blieb zur Erntezeit jeder zehnte Garbenhocken stehen und wurde dann in die Tennschüre gebracht. Ursprünglich aus mittelalterlicher Mildtätigkeit entstanden, wurde später der Zehnte zu einer Abgabe, von der die Höfe in Wahn sich freikaufen mußten. Rechts und links liegen die „Blankäcker“, „Langewand“, „Artland“ und „Hoopstück“, wo am Wege das große Hempensche Kreuz steht. Durch den Esch führten die beliebten Bittprozessionen, an denen sich alle beteiligten. Die gläubigen Wahner wußten sehr wohl, daß der Segen für ihre Arbeit auf Acker und Feld vom Herrgott kommen mußte. Welch großen Fortschritt hat doch die Landwirtschaft unseres Dorfes in den letzten 40 Jahren genommen! Haben nicht die meisten Landwirte ihr Kulturland und auch ihren Viehbestand auf das Doppelte erhöhen können? Das wurde möglich durch die künstlichen Düngemittel, aber auch durch die Arbeitsamkeit der Wahner. Durch planmäßige Zucht wurde auch ein besserer Viehbestand geschaffen. Ein erster wirksamer Einfluß ging von dem Thomes-Dierkesschen Zuchthof aus, der mit Hilfe der Landwirtschaftskammer im zweiten Jahrzehnt des Jahrhunderts eingerichtet war, verbunden mit eingehender Futter- und Milchkontrolle. Landwirtschaftsdirektor Haacke (Meppen) hat damals die Ergebnisse der fünf jährigen Versuche dieses Zuchthofes in langen Ausführungen in der „Land- und forstwirtschaftlichen Zeitung“ der Öffentlichkeit mitgeteilt. Wie Pfarrer Barenkamp durch kluge, weitsichtige Anregungen den Fortschritt förderte, ist an anderer Stelle eingehender berichtet.

Ein 80jähriger Wahner sagte kürzlich noch: „Pastor Barenkamp häff us erst up de Kluten holpen.“ Auch die Vereine tragen ein großes Verdienst an dem Aufschwung. Der landwirtschaftliche Ortsverein wurde viele Jahre von H. Thomes, gen. Dierkes, geleitet, später von Anton Eilers-Thomes. 1934 wurde Wilhelm Olges der Ortsbauernführer, 1935 Anton Eilers-Thomes, nach dessen Umsiedlung Lambert Jansen. Ortsbauernführerin war Frau Brinkmann. Der langjährige Rechnungsführer der Molkereigenossenschaft war Bern. Eilers. A. Radtke, später sein Sohn, verwaltete die Molkerei. Er war viele Jahre auch der Rendant der Spar- und Darlehnskasse. Der Konsumverein wurde zuletzt von Gerhard Lücken verwaltet. Pfarrer Reckers führte den Vorsitz in den meisten der genannten Vereine.

Die Entwicklung und den Aufschwung in der Vieh- und Milchwirtschaft erkennt man klar aus folgenden Zahlen. Es wurde an die Molkerei Wahn Milch geliefert:

1901: 280.120 Liter         1922:   672.712 Liter

1905: 306.480 Liter         1928:    842.432 Liter

1912: 546.105 Liter         1932: 1.295.213 Liter

1917: 627.166 Liter         1938: 1.978.213 Liter

Die Wahner nehmen ihren Fleiß und ihre Aufgeschlossenheit mit in die neue Heimat.