Skip to main content

Wahner Gebräuche

Dai lüttke Puppe

Kommen die Taufpaten mit „dai Puppe“ von der Kirche, dann reicht ihnen die Hebamme das Kind. „Sai möt dei Puppe lichten“ (feststellen, wieviel das Kleine wiegt). Dieses „Lichten“ kostet sie ein Geldgeschenk. In den nächsten Tagen kommen die Verwandten und Nachbarn, um „dai Puppe tau bekieken“. Die Verwandten schenken nach altem Brauch ein Pfund Pflaumen, Kandiszucker, Bohnenkaffee und Beschütt. Die Nachbarn bringen „Kringel“ und Beschütt.

Wahner Wiegenlieder

Suse, suse, suse, use Kindken, dät is use,
was dät use Kindken nich,
schlöpet in use Suse nich.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Suse, läw Lämmken, wat ruspelt in’t Stroh?
Stina is kränk, un use Kindken is so.
Suse, läiv Kindken, schloap baolde,
die Vöigel fläiget na’n Wolde.
Dai Vöigel fläiget wall hän un bär
un haolt use Kindken denn Schlaop dor här.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Häi dam, Dösken,
buten löp ’n Schöpken,
häiv väer so witte Föite,
däi Mälk, däi schmeckt so söite.
Noch söiter äs Zucher un Fiegen,
Un noch will use Kindken nich schwiegen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Häi dam, Päitermann,
dor kumt Jan mit däi Klumpen än,
will dät Kättken Ohr offschnien,
Kättken segg van: Miau!
Lat mi doch so lange läwen,
schöst denn besten Vogel häb’n,
Vaogel schöll di Stroh brängen,
Stroh will wie use Kindken gäwen,
Kiemann schöll di Mäilk gäwen,
Mäilk will ick nah ’n Bäiker brängen,
Bäiker schöll mi ’n Stuten bäcken,
Stuten will ick verkopen,
Täbak will ick verschmoken.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Höttke, pöttke, siege, sage,
morgen will wie nah Münster fahren.
Watt will wie dor här holen?
Stuten un Wäggen um Wittebrot,
un dor wat use Kindken grot.
Hottke, pöttke, rick, rack,
Use Kindken is än Dicksäck.

Sünner Klaos

Erwartungsvoll gehen die Kinde dem Heiligen Mann entgegen. Von Lathen kommt der mit Lichtern geschmückte Wagen. Auf dem Thron sitzt St. Nikolaus im Bischofsornat, ihm zur Seite hockt Knecht Ruprecht. Im feierlichen Zug geht es durchs Dorf. Freudig singen die Kinder:

Sünner Klaos, du gaude Blaut,
bräng mi ’n bittken Zuckergaud!
Nich tau väle un nich tau minn,
smiet mi man tau ’n Schoßtäin in!“

Im großen Saale bei Holtmann wird Halt gemacht. Der große Bischof hält eine Ansprache. Die Kinder singen eigens für diese Feier geübte Lie- der, sagen Gedichte auf. Knecht Ruprecht prüft, hat hier und da auch zu tadeln. Aus großen Körben verteilt er Tüten mit Äpfeln, Nüssen, „Klaosmänkes“. Auch die Kleinen auf dem Arm der Mutter bekommen ihren Teil. Sünner Klaos ermahnt noch einmal die Kinder, brav zu bleiben. „St. Nikolaus ist ein guter Mann“, klingt es auf den Straßen, wenn die Kinder ihn zum Dorf hinaus begleiten.

Up de Hochtiedt

Der „Hochtiedtsnöger“ geht mit dem „Lind“ am Stock durchs Land, die Verwandten zur Hochzeit zu laden. Am letzten Sonntag ist „Kröchenhochtiedt“, dann gibt es „Goite Köppken“. In einem zinnern Gefäß mit roten Schleifen verziert ist Schnaps oder Bier mit Rosinen und Würfelzucker gemischt. Auf dem Kistenwagen wird das herkömmliche Heiratsgut ins neue Heim gefahren. „Goite Köppken“ und der. „Schluck“ geben die richtige Stimmung.

Däi Hochtiedt is noch lange nich ut,
wie gaht vor Saterdag Aowend nich nah Hus!
0 hallala, dridallala, haladrida!

Hei häff säi all,
häi häff säi uck all,
häi schöll säi uck woll behaollen,
in Warnen un in Kolden,
däi häile lange Tiedt!

On nu kriege wie noch äinen Schluck,
un dänn springe wie noch höger up!
0 hallala, dridallala, haladrida!

0 Lüe, 0 Lüe, watt kiek ih witt,
wat wull’n ih nich wall geren mit!
0 hallala, dridallala, haladrida!

Wat fraoge wie nah däi Schlingender Buren,
wie häbt noch äin Fätt, wie häbt noch äin Fätt,
dor könn wie noch lange up luren!

So wird während der tollen Fahrt gesungen. Nach jedem Vers hören wir immer wieder den Refrain:

Krie, kra, kriewe noch lüttken, kriewe noch lüttken Schluck! Lüttken is nich väle,
groten gäht dör däi Kähle!
Krie, kra, kriewe noch lüttken, kriewe noch lüttken Schluck!
Däi beste Brut van’t Klöverland,
däi häw wie brocht nat Weihenstand!
0 hallala, dridallala, haladrida!

Das Singen und Necken der „Schlingender“ bei Kupers un däi „Överendkes“ auf dem Kistenwagen scheinen kein Ende zu nehmen.

Däi Schlingegder Wichter mit ’n roen Rock,
Däi kockt däi Sopp in Äskepott!
0 hallala, dridallala, haladrida!

Däi Överendkes Wichter mit denn dicken Tut,
käi mäint, sai bünnt ale Dage Brut!
0 hallala, dridallala, haladrida!

Däi Schlingender Wichter bünt so stolt,
säi mäint, säi bünt van Busbohmholt!
0 hallala, dridallala, haladrida!

Däi Överendkes Jungens mit denn groten Kraogen,
dDr käm’n däi Lüse mit denn Bessern offjaogen.
0 hallala, dridallala, haladrida!

Däi Schlingender Jungens mit däi dicken Lüppen,
dDr känn wall ’ne Kluckhenne mit Küken upsitten.
0 hallala, dridallala, haladrida!

Beim Richtfest

Wenn ein Wahner ein Haus baut, dann hilft nicht nur die Nachbarschaft, nein, die ganze Gemeinschaft tritt freiwillig zur Hilfeleistung an. Diese Hilfsbereitschaft zeigt sich besonders am Tage des Richtfestes. Wenn der Bau soweit fortgeschritten ist, daß gerichtet werden muß, dann geht der Bauherr zu Freunden und Nachbarn und bittet sie, ihm zu helfen. Gern und freudig sagen sie zu. Am Morgen des Richttages wird die hl. Messe besucht und Gottes Segen auf diesen Bau herabgefleht. Alle Hausgenossen, auch Meister und Geselle sind anwesend. Kurz nach Mittag kommen die Helfer. Doch bevor das Richten beginnt, kniet alles nieder und gemeinschaftlich wird ein „Vater unser“ und „Gegrüßet seist du Maria“, gebetet zur Bewahrung vor einem Unglück.

Unter dem Kommandowort des Meisters wird die Arbeit in Angriff genommen. Die einzelnen Gebinde werden ruckweise hochgestellt und mit Seitenstreben festgemacht. Damit die Kraft der Arbeitenden nicht schwindet, darf der Bauherr mit dem „Schluck“ nicht geizen. Während die Männer schwere und gefährliche Arbeit leisten, haben sich in der Küche die Frauen der Geladenen eingefunden. Sie bringen ein Pfund Butter und auch Milch mit. Butterkuchen, Korinthenstuten, Schinken wird aufgetischt und eine „gaud Köppken“ dreiht. „Nich nögen laten, nu man taupacken“, lautet die ständige Einladung der Hausfrau. Unter Reden und Scherzen fliegt die Zeit dahin. Die Frauen müssen nach Hause. Schnell wird der Tisch für die Männer gedeckt, noch reichlicher als zuvor. Zwar behaupten sie, daß sie sich mit den Resten begnügen müßten. Umsonst wäre das Sprichwort: »Das Pferd, das den Hafer verdient, bekommt ihn nicht«, nicht geschrieben. Nach dem Kaffee werden die Dachsparren aufgelegt. Nach der Befestigung eines jeden Dachsparren geht der Bauherr mit dem stärkenden „Schluck“ durch die Reihen. So heischt es der Brauch. Das Gerüst ist aufgerichtet. Singend ziehen die Burschen zum nahen Wald und suchen den schönsten Maienbaum. Dieser wird mit Schnapsflasche und Holzschinken auf der höchsten Spitze befestigt. Herzklopfend besteigt einer der Lehrlinge das Ge- rüst und hält eine Ansprache in Form eines Gedichtes:

Alle Fürsten, Grafen und Herren
Können das ehrbare Zimmermannshandwerk nicht entbehren.
Ich dachte durch vieler Meistergunst
Und durch vieler Herrengunst,
Zu erlangen einen klugen Witz,
Ein Haus zu bauen auf einer Nadelspitz.
Da dieses aber nicht geht an,
So müssen wir bauen nach einem wohldurchdachten Plan.
Dieser Bau hat viele Balken, Ziegeln und Pfosten,
das wird unserem Bauherrn ein gutes Trinkgeld kosten.
Ein Dutzend Taler, das wär nicht viel,
Zwei Dutzend Taler, das wäre wohl das richtige Ziel.
Wenn er aber uns recht freundlich tut bitten,
So sind wir mit dem Dutzend auch zufrieden.
Kann dieses alles nicht sein,
So falle dieser Bau wieder ein,
Aber erst, wenn ich herunter bin,
Damit ich kann reisen wohin ich will.
Nun Bauherr, frage ich mit freiem und frohem Mut,
Ob dir dieser Bau gefallen tut.

(der Bauherr antwortet recht gut)

So gefällt er Meister und Geselle auch wohl,
da er so gut geraten ist, wie er soll.
Meister und Geselle haben keinen Fleiß gespart,
an diesem Bau ist alles wohl verwahrt.
Nun bitte ich euch alle insgemein.
um ein wenig ruhig zu sein.
Und nun weiter hören zu,
was ich nun weiter sagen tu.
0 Herr, Gott, Schöpfer der ganzen Welt,
der du alles erschaffen und erhältst,
du wollest dieses Haus bewahren,
vor Feuer und vor Schaden;

Und alle die da gehen ein und aus;
Du wollest unserm Bauherrn geben,
ein gesundes und langes Leben,
seiner Frau und seinen Kindern
und allen, die hier angebürtig sind.
0 Gott, sagen wir zu jeder Zeit,
und nochmals in der Ewigkeit.
0 Gott, der du alles geben kannst,
Und dieses Werk bist anfangen an,
Du wollest durch deinen Willen,
Diese Bitte gänzlich erfüllen.
Zu deinem Lobe, Ehr und Preis,
Durch deinen Sohn, den heiligen Geist. Amen.

Froh darüber, mit dem Spruch fertig zu sein, ruft er:

„Nun schenkt ein – ein Gläschen Wein!
Der Bauherr soll leben hoch, hoch, hoch;
Der Meister und die Gesellen, sie leben hoch, hoch, hoch.“

Nach dem Hoch auf Bauherr, Meister und Geselle wird zum Abendbrot eingeladen. In der großen Küche versammeln sich alle um den weißgescheuerten Tisch. Das Essen mundet nach der anstrengenden Arbeit besonders gut. Jeder langt reichlich zu. Man ißt und. scherzt und trinkt. Der Bauer holt noch einmal den „Klaoren“ aus der „glasenkäste“. So sitzt man lange gemütlich beisammen und wundert sich, wenn auf einmal der Zeiger der Uhr bereits auf zwei zeigt.

Auf dem Esch

Es ist nunmehr Erinnerung, als man mit Sensen zum Esch zog, den Roggen zu mähen. Auf dem Acker der Bauern sah man oft sechs Männer am Schaffen. Jeder Mäher hatte einen „Binder“. Am Großknecht, dem Vormnäher, lag es, ob am Tage viel oder wenig geleistet wurde. Der „Schluck“, ein „Bitterer“ für die Männer und ein „Süßer“ (Anisschnaps) für die Frauen gab Erfrischung während der schweren Arbeit. War das letzte Korn geschnitten, ging man wohl zum alten Kirchplatz, wo man der Tage Arbeit mit einem fröhlichen Tanz, mit Scherzen und Lachen beschloss.

Die Teerschweler

von Hermann Röttgers, Sögel

Im Jahre 1854 erteilte die „Königliche Landdrostei in Osnabrück“ den Teerschwelern Bernd Rose, Bernhard Anton Nordberg, G. Heinrich Kimman, Mathias BIoms, Albert Rümpker, Reinhard Nortberg, Mathias Kröger, Bernhard Heinrich Dirkes, Hermann Heinrich Behrens, Caspar BIoms und Peter Kimman, alle in Wahn wohnhaft, die persönliche Erlaubnis, unter Vorbehalt des Widerrufs, in den zum Landdrosteidistrikt gehörigen Ämtern, Städten und Flecken einen Hausierhandel mit in Wahn verfertigtem Teers betreiben zu dürfen. Der Teer wurde aus den im Moor lagernden Kienstubben gewonnen und diente zum Schmieren von Wagenachsen, die vielfach aus Holz gefertigt waren.

Beim Torfstechen

Um Pfingsten herum muß der Torf gestochen sein. Schon um 5 Uhr fährt man an dem taufrischen Morgen ins Moor hinein. Überall trifft man Leute, die den gleichen Weg haben. „Moin, bün ih ock oll tau Bäine?“ Die Räuber läßt man am Sandberge stehen. Das letzte Stück Weges legt man zu Fuß zurück. Bald umfängt alle die weite Stille des Moores. Dicke Tautropfen glitzern am leise sich wiegenden Sumpfgras, und manchmal fliegt ein Sumpfvogel auf, vom festen Gesang der Menschen aufgeschreckt. Der Boden wird sumpfiger. Nun leisten die guten, eigens zum Torfgraben bestimmten Holzschuhe gegen nasse Füße gute Dienste. Ist jeder der Dorfgräber an „seinem“ Moor angelangt, so wirft er „Soon“ und Sand in die Kuhle und schafft sich so einen festen Untergrund. Dann spuckt er in die Hände, und es geht an die Arbeit. Die gestochenen Stücke werden von den Trägern in geordneten Reihen aufgestellt. Zur Mittagszeit schmeckt der mitgebrachte „Baukwäitenjanhinnerk“ besonders gut. Um flackerndes Feuer auf sandigem Grund versammeln sich in der Mittagspause die nächsten Nachbarn und halten ein Plauderstündchen. Am Abend aber fahren die Torfgräber und -gräberinnen unter Lachen und Plaudern den schmalen Weg am Moor entlang. Nach der Heuernte wird der Torf „geringt“ und im Spätsommer in großen Haufen aufgestapelt. An sonnigen Herbsttagen fahren die Bauern mit langen Leiterwagen zum Moore, um den billegen Brand nach Hause zu holen.

Auf dem Wahner Schützenfest

„So tüsken Saien un Maien“ um die Pfingstzeit herum wird in Wahn Schützenfest gefeiert. Frohe Gemeinschaft und echte Kameradschaft ist daselbst zu finden. Standesdünkel gibt es nicht. Wer munter sich anschließt, der gehört dazu. Wehe dem Fremden, der sich ungehörig benimmt. Eine Tracht Prügel und einen mit Senf bestrichenen Anzug nimmt er als Andenken mit. Um 7.00 Uhr morgens treten alle Schützen an und gehen gemeinsam zur Kirche. Nach dem Gottesdienst sieht man alle in strammer Haltung auf dem Kirchplatz stehen. Der Oberst schreitet die Front ab. In einer Ansprache weist er auch auf den Sinn des Tages hin. Die Mitglieder der Musikkapelle spielen auf, es geht zur Residenz, um den König abzuholen. Auf dem Festplatz beginnt bald das Königsschießen. Die Kapelle spielt zum Tanze auf. Die Augen strahlen und die Jugend dreht sich nach den Klängen im Dreivierteltakt. Die Burschen eilen nach dem Tanze zum Schießplatz, mit fiebernder Spannung verfolgen sie das Schießen. Wer wird König? Jetzt steht Kupers Bernd am Stand. Langsam, sicher richtet er seinen Blick aufs Ziel. „Heil“, ruft „däi Schnieder“ vom Beobachtungsstand, zwei mal zwölf. Unter Hurra wird er zum Thron geführt, wo die feierliche Proklamation stattfindet. Eine Abordnung mit ihrem Adjudanten übermitteln der neuen Königin die Nachricht. Es ist Brauch, daß der König seine Nachbarin zur Königin nimmt. Sie zieht geschwind ihr Festtagsgewand an. Kaum ist sie fertig, da kommt auch schon der Königswagen. Mit großer Begeisterung wird sie auf dem Festplatz empfangen. Der Oberst führt sie dem Könige zu. Zur Mittagszeit geht es unter den Klängen der Musikkapelle zum Hause der Königin. Das entthronte Königspaar und der Schützenvorstand sind ihre Gäste. Der Zug der Schützen marschiert weiter zum Hause des Königs. Voran „Schnieder Langen“ mit der neuen Scheibe. Sie wird als Hoheitsabzeichen vor dem Giebel befestigt.Um drei Uhr ist der Festzug durch die Straßen. Dem Herold folgen die Reiter, dann sieht man die Kutschen mit dem Gefolge des Königs. Zuletzt kommt der Wagen mit dem Königspaar. Leutselig grüßt er nach allen Seiten. Im festen Schritt marschieren die Schützen hinterher.

Der Kinderzug bildet den Abschluß. Sie sind in alten Trachten. Das Wirken und Schaffen unserer Ahnen wird von ihnen dargestellt. Der Zug bewegt sich zum Schützenplatz. Alt und Jung schließt sich an. Das Dorf ist wie ausgestorben. Alles ist auf dem Schützenfest. Der Wahner versteht seine Feste zu feiern. Freude herrscht auf dem Festplatz! Vom Königsthron schallt Lachen und Scherzen. Die Alten mit den jungen Herzen haben sich dort eingefunden. Dr. Hinnerk, königlicher Hof- und Leibarzt, gibt gerade seine Verordnungen. Perk Bernd bekommt den Rat, weniger zu primen, aber mehr zu trinken. Die Alten übertreffen die Jungen an Humor und Witz. Sie tanzen den „Schottsken“ wie Zwanzigjährige. Wenn die Kapelle aufspielt, dann sind die Alten ganz dabei. Man hört von ihnen oft die Bemerkung: „Fröiher, dät was noch watt, dät Näimautske is jä kien Danzen“. Bis in den frühen Morgen dauert das Fest. Der letzte Rheinländer wird gespielt und das Königspaar nach Hause gebracht. Am folgenden Morgen wird aus der Arbeit nicht viel. Und wenn Rüters-Pape auch sagt: „Gerd, dät du mie taut Päre haolen in Hus büs,“ so ist das leichter gesagt als getan.

Unsere Schützenkönige (vom ersten bis zum letzten Feste)

Jahr Name Jahr Name
       
1899 W. Temmen 1922 H. Bruns
1900 – 1901 Brandjahr 1923 B. Gehrs
1902 J. Lockhorn 1924 W. Lücken
1903 B. Eilers 1925 H. Harpel
1904 H. Bergmann 1926 B. Perk
1905 H. Schmitz 1927 W. Püngels
1906 H. Michels 1928 W. Ahrens
1907 H. Müller 1929 J. Kuper
1908 N. Eilers 1930 B. Gehrs
1909 W. Oldiges 1931 H. Ficker
1910 J. Gehrs 1932 A. Behrens
1911 H. Thöben 1933 W. Olges
1912 H. Rolfes 1934 A. Hempen
1913 G. Behrens 1935 B. Kuper
1914 – 1919 1. Weltkrieg 1936 W. Rüters
1920 B. Rolfes 1937 B. Küwen
1921 J. Gehrs

De Spökenkiekers

von Maria Brunnen
Kirchen- und Mühlenbauer Temmen (Püngel) geb. in Werpeloh am 18.07.1829, Erbauer der Kirche in Werpeloh, Landwirt und Viehheilpraktiker. Der genannte galt als ungewöhnliche Erscheinung und war bekannt als „Spökenkieker“.

Onkel Anton Hempen hat viel im zweiten Gesicht vorausgesehen. Als er eines Abends von Lathen kommt, sieht er in Kupers Weide eine Molkerei stehen. Kurz darauf beschließt die Gemeinde, bei Eckholt an der Kluser Straße eine Molkerei zu bauen. Sand und Steine werden herbeigebracht. Die Mauerer beginnen mit den Ausschachtungsarbeiten. Anton Hempen schüttelt den Kopf. Er sagt immer und immer wieder, daß dort nie eine Molkerei stehen werde. Im Dorf glaubt man nicht an seinen „Spuk“. Die Arbeiten für die Molkerei bei Eckholt sind doch im vollen Gange. Das Gesicht des Hempen Anton ist vergessen, als ein Herr aus Hannover kommt, um das Wasser zu untersuchen. Er stellt fest, daß es an dieser Stelle für die Molkerei unbrauchbar ist. Die Wahner müssen einen neuen Bauplatz auswählen, und die Molkerei wird tatsächlich an der Stelle gebaut, an der Hempen Anton sie im zweiten Gesicht gesehen hat. Onkel Anton Hempen hat auch den großen Brand vom Mai 1900 vorausgesehen, bei dem fast das ganze Dorf ein Raub der Flammen wurde. Er wußte schon lange vorher, daß Lehrer Kramer bei „Gärbkäre“ eine Villa bauen würde. Ebenso hat der den Bau von „Plüsgerds und Kuhlmanns“ Haus vorausgesagt. Als Anton einmal zur Nachtstunde von Börger kommt und gerade das Dorf betreten will, sieht er plötzlich nur noch weite Felder vor sich. Häuser und Scheunen sind verschwunden. Er weiß nicht aus noch ein und findet sich erst wieder zurecht, als ihn das zweite Gesicht wieder verläßt. ..! Als Spökenkieker war auch Anton Dürken (ein Onkel des jetzigen Anton Dürken) bekannt. Dürken wohnten vor dem Brande in der Nachbarschaft von Lambert Masbaum. Als Anton eines Tages zum „Kämp“ geht, sieht er, wie das Tor sich auftut und ein Brautpaar, das aus dem „Sande“ kommt, in den Kämp geht – Dürken haben nach dem Brande in dem Kämp ein neues Haus gebaut. Der jetzige Besitzer Anton Dürken hat seine Braut aus dem „Sande“ geholt. „Kämpsinkäre Päiter“ hatte auch das zweite Gesicht. Er wußte schon Jahre voraus, wie Bergmanns neues Haus aussehen würde. Der Bauplan der Familie Bergmann stimmte aber nicht mit dem des zweiten Gesichtes des „Kämpsinkare Päiter“ überein. Trotzdem ist das Haus aber doch so gebaut worden, wie „Kämpsinkäre Päiter“ es vorausgesehen. Auch wie das Haus von Bernd Möhlenkamp gebaut wurde, wußte er im voraus. Ebenfalls den Scheunenbrand von Lembeck im Jahre 1928 hatte er im zweiten Gesicht gesehen. Einer der Genannten soll auch gesehen haben, daß auf dem kleinen Berg sogleich nordöstlich hinter Rupennest eine Mühle ohne Flügel stände. Ob dort demnächst etwas ähnliches vielleicht entstehen wird?