Skip to main content

Die Legende vom Antoniusbild

von Maria Brunnen

004-Antoniusbild
Das Antoniusbild

Auf der Grenze zwischen Wahn und Sögel, am Straßenrand mitten im Grün, steht das einfache Bildnis. Mitten in der Einsamkeit von Wald und Heide stand der Heilige mit dem Jesuskind und grüßte den einsamen Wanderer, und der Wanderer grüßte ihn. Heute schaut er zu, wie ihm gegenüber neue große bäuerliche Gebäude aus dem Boden wachsen. Mögen wir ihn wiederfinden an seinem alten Platz, wenn wir einmal wieder unser altes Heimatgebiet betreten, ihn, den wir liebgewonnen haben seit den Tagen der Kindheit auf seinem schlichten Bildstock am Straßenrand. Und möge er Patron und Schützer der Menschen werden, die rings um ihn sich ansiedeln.

Wie lautet noch die Legende, die uns von unsern Eltern und Großeltern erzählt wurde?

Es ist schon lange her. An einem rauhen Spätherbsttag erscheint zu nächtlicher Stunde auf Püngels Hof ein Fremder. Die Hunde bellen. Püngels Bur steht vom Herdfeuer auf. Beim Öffnen der Tür sieht er den Fremden vor sich stehen. Mit kurzen, aber freundlichen Worten heißt er ihn am Herdfeuer willkommen. Die Spinnerinnen und Stricker horchen auf. Wer mag zu später Stunde sich hier nach Wahn verirrt haben? Der Besucher schaut forschend in die Augen der am Herdfeuer Sitzenden. Als er sieht, dass er es mit deftigen, zuverlässigen Leuten zu tun hat, er- zählt er, dass er Pater sei. Er müsse schnellstens nach Clemenswerth. Von der langen Reise sei er ganz erschöpft. Schweigend hat „Püngels Bur“ zugehört. Dann gibt er dem Großknecht Befehl, die Pferde zu schirren. Die Frau bringt dem Gast heiße Milch und ein kräftiges Schinkenbrot. Bald stehen Wagen und Pferd zur Abfahrt bereit. Püngels Bur bittet den Gast aufzusitzen. Er selbst ergreift die Zügel und nimmt vorne Platz. Als sie an der Stelle ankommen, wo jetzt das Heiligenbildnis steht, bittet der Pater den Bauer umzukehren. Die letzte Strecke würde er zu Fuß zurücklegen. Herzlich bedankt er sich für die Hilfe und ver- spricht, mit seinem Konvent für ihn und die Wahner zu beten, dass kein Hagelschauer ihre Ernte mehr schädige. Zur Erinnerung an diese Stunde möchte er hier ein Bildnis des hl. Antonius aufstellen lassen. Für die gute Tat ist Püngels Hof und die ganze Gemeinde gesegnet worden. Kein Hagelschlag hat seitdem mehr die Ernte vernichtet. Nur einmal geschah es, als das Bildnis umgefallen war. Aber dann wurde es wieder aufgerichtet; und damit war auch der Schutz des Heiligen zurückgekehrt.