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St. Valentinskapelle

von Pfarrer Recker, Wahn

St. Valentin Diese Holzplastik befand sich an der Klause, die auf dem Platz der ersten Wahner Kapelle gestanden hat. Sie fand Aufstellung im Heimatmuseum Sögel, aus der sie vor einigen Jahren gestohlen wurde.

Die älteste Kapelle in Wahn ist nicht, wie das Heimatbuch S. 240 schreibt, 1670 erbaut, sondern sie ist älter. Die noch ungedruckten „Visitationen des Emslandes von 1613-1630“ (Münst. Generalvikariat) teilen schon aus dem Jahre 1614 mit, es sei „in Waden eine kleine Kapelle, aber desolat und dem Einsturz sehr nahe. Sie könnte wiederhergestellt und für katechetische Lektionen benutzt werden“. Die „Geschichte des Amtes Meppen von Diepenbrock“ erzählt: „In der so genannten lutherischen Zeit stand sie ohne Gottesdienst, Zigeuner und Vagabunden nahmen ihre Wohnung darin, schlugen das Gewölbe zum Teil ein, damit der lästige Rauch bequemer Ausgang fände, und machten das Haus des Herrn zu einer Räuberhöhle. Christoph Bernard, der bei seinen Jagdpartien auf dem Hümmling die verödete Kapelle erblickte, ließ sie wiederherstellen und schenkte ihr eine Glocke. Seitdem wurde alle Monat einmal Gottesdienst in derselben gefeiert. Weil sie an dem Heerwege liegt und schon damals die Kaufleute diese Straße zogen, namentlich die Haselünner Roßhändler, die daselbst Messe zu hören wünschten, so bewog dieses den Kurfürsten Klemens August, die jetzige schöne Kapelle (1747) bauen und von Clemenswerth aus bedienen zu lassen, so daß seitdem jeden Sonntag in dem freundlichen Tempel Gottesdienst gehalten wird.“

Die anfangs erwähnte Kapelle lag hart am Dorfausgang nach Sögel zu und noch jetzt – nach Jahrhunderten – wird dieser geweihte Platz in Ehren gehalten. Mitten auf demselben befindet sich ein Heiligenhäuschen, das im Denkstein über dem westlichen Eingang die Jahreszahl 1670 trägt, während im östlichen Giebelfelde die verwitterte Holzfigur des HL Valentin, des damaligen Kirchenpatrons, steht.

Entgegen der Ansicht von Pfarrer Reckers stand auch die alte Kapelle unter dem Patronat des HL Antonius; St. Valentin war der Tag der Kirchweihe (VergIeiche Urkunde von 1716). H. Lemmermann

Die Valentinsklause

Der Fürstbischof Clemens August ließ 1749 in der Mitte des Dorfes eine neue und größere Kapelle im Barockstil errichten. Der Baumeister war zweifellos der berühmte Architekt Schlaun. Die Eigenart seiner Bauweise ist an dem Bau deutlich zu erkennen; selbst die Formziegel, die Schlaun für das in der Nähe gelegene Jagdschloß Clemenswerth brennen ließ, fanden in Wahn Verwendung. Aus dem lateinischen Spruche der Portalinschrift lässt sich die Jahreszahl 1749 sammeln und an das Vollendungsjahr erinnern. Die Inschrift lautet: Uni Trinoque numini sub Divo Augusti Confiteoris et Antonii Abbatis Patrocinio; dem Einen und Dreieinigen Gott (geweiht) unter dem Schutze des heiligen Bekenners Augustus und des Abtes Antonius.

Über dem Eingang ist das Wappen des Fürstbischofs Clemens August mit Fürstenhut und gekreuztem Stab und Schwert angebracht. Das Turmkreuz zeigt die Form des Kreuzes des Deutschritterordens, dessen Großmeister Clemens August war. Die Volksüberlieferung kannte noch einen zweiten Wohltäter der Kirche: den reichen Bauern Langen. Zu diesem kam eines Tages ein Beamter des Bischofs, der den Auftrag hatte, vom Rentmeister des münsterischen Emslandes in Meppen 3000 Gulden zu holen, die dringend benötigt wurden. Als er dem Bauern über die Schwierigkeit seines Auftrages klagte, zahlte derselbe ihm die ganze Summe sofort als Darlehn auf den Tisch. Die. Überlieferung beruht wohl auf Wahrheit, denn der Name Langen steht unter den Nischenfiguren der Westfront mit der Jahreszahl 1750. Die Nische links vom Portal enthält eine Marienstatue aus Holz und in Stein gehauen diese Widmung:

Tu gloriosa virginum
Qui te creavit, parvulum
Lactente nutris ubere.
B. Langen MDCCL. 
Du hochgefeierte Jungfrau,
Den Sohn, der dich erschaffen,
Hast du genährt.
B. Langen 1750.

Die Nische rechts vom Portal enthält eine Josephstatue aus Holz und in den Stein gehauen diese Widmung:

In thalamo virgo
Extra thalamum Conjux
Utrobique vir Mariae.
G. Langen MDCCL.
Im Gemache jungfräulich
Außer dem Gemache ehelich
In beiden Fällen: der Mann Marias.
G. Langen 1750.

Derselbe Wohltäter hat für den Unterhalt des Geistlichen die in der Nähe der Kirche gelegenen so genannten Riehengärten gegen einen jährlich an die Kirche zu zahlenden Kanon in Erbpacht gegeben. Die Kirche besitzt zwei kleine Bronzeglocken, die wegen ihres kulturhistorischen Wertes von der Beschlagnahme im Weltkriege verschont blieben. Die älteste derselben hat schon in der alten Kapelle am Dorfausgang ihren schönen Klang vernehmen lassen. Sie hat einen unteren Durchmesser von 53 cm, ist ringsum mit vielen schönen Ornamenten verziert und ist reich an Inschriften:

 Johann Schweys M.B. fecit Monasterii 1730.
(Johann Schweys hat mich 1730 in Münster gegossen.)
Soli Deo Gloria.
(Gott allein die Ehre.)
Ich rufe Euch Alle –
Mit meinem Schalle –
Das Gott Gefalle.
Bernhard von Langen. Lukas Otthig, Pastor.
St. Antonius, Abbas Patronus.
(HI. Antonius, Abt, Kirchenpatron.)

Die zweite Glocke ist nicht mit Ornamenten verziert, hat 49 cm unteren Durchmesser und ist 1788 in Münster gegossen. Die Inschrift lautet:

Salve Regina -Mater Misericordiae.
(Sei gegrüßt, du Königin, Mutter der Barmherzigkeit.)